Geschichtsrevisionismus in Remagen entgegentreten!

An diesem Samstag, den 14.11 wird in Remagen (Rheinland-Pfalz) – trotz weiterhin hohen Corona-Fallzahlen und steigender Inzidenz in RLP – erneut ein Naziaufmarsch stattfinden. Das mittlerweile 13. Mal werden Faschist*innen jeglicher Couleur zu einem selbst ernannten „Trauer- und Gedenkmarsch“ durch die Stadt am Rhein ziehen, und dabei Gelegenheit finden nicht nur ihren Hass und ihre Hetze zu verbreiten, sondern auch sich untereinander zu vernetzen und ihre angebliche „Stärke“ auf der Straße zu präsentieren.

Unter der Ägide eines fatalen Geschichtsrevisionismus wird hier die Mär einer vermeintlich von Kriegsverbrechen freien Wehrmacht, die lediglich „Befehle ausführte“ und einem soldatischen „Ehrenkodex“ folgte propagiert. Negiert wird hierbei die Tatsache, dass sich die Wehrmacht von Beginn an, noch vor Ausbruch des Zweiten Weltkrieges, aktiv an der Vorbereitung eines Vernichtungskrieges beteiligte, und sich bis 1945 massiv schuldig an willkürlichen Ermordungen, Massakern, sexualisierter Gewalt, Misshandlungen, Raub, Zerstörung von Kulturstätten, Menschenversuchen und unzähligen weiteren Taten machte. Nicht zuletzt waren Genozide, wie der Porajmos und die Shoa ohne Beteiligung der Wehrmacht kaum möglich, die hier in vielerlei, bedeutender Hinsicht bewusst am Völkermord mitwirkte. Eine Beschränkung der Verbrechen auf die SS bedeutet das Bestreiten ebendieser Taten.

Indem die Nazis in Remagen alliierte Kriegsgefangenenlager und das vermeintliche Leiden deutscher Soldaten dort in den Fokus stellen, ignorieren sie gleichzeitig das durch diese Soldaten verursachte unsagbare Elend und verharmlosen die Rolle und Verantwortung vieler, nur vermeintlich ‚einfacher‘, deutscher Soldaten. 2019 schafften es etwa 850 mutige Antifaschist*innen den circa 130 Nazis mit Blockaden, Demonstrationen und Kundgebungen den Tag zu vermiesen und gleichzeitig ein klares Zeichen gegen den angeblichen deutschen „Opfermythos“ zu setzen. Das Jahr 2020 hat uns bis jetzt, für viele leider wenig überraschend, gezeigt wie virulent und groß das Rechtsextremismus-Problem hierzulande aktuell ist – egal ob in Polizei, Justiz oder bei vermeintlich „unpolitischen“ bzw. „überparteilichen“ Veranstaltungen wie den Querdenkern – und wie überfordert die Zivilgesellschaft sich gleichzeitig oft mit Aufarbeitung und Widerstand dagegen zeigt. Die Proteste am 14.11. sollen einerseits den Aufmarsch der Nazis verhindern, gleichzeitig aber auch unserer wütender Aufschrei über rechte Netzwerke in Gesellschaft und Politik sein. Verschiedene Bündnisse unterschiedlicher Prägung werden daher am kommenden Samstag auf der Straße unterwegs sein: egal ob beim bürgerlichen „Tag der Demokratie“ mit Menschenkette und Mahnwache zum liberalen Wohlfühlen oder aktionsorientierter im Bündnis „NS Verherrlichung stoppen“ finden sich hier verschiedene Möglichkeiten, sich am Widerstand zu beteiligen und den eigenen Unmut auf die Straße zu bringen. Angemeldet ist eine Demo vom Bahnhof Remagen über den Jüdischen Friedhof bis zur Kapelle „Schwarze Madonna“, die einen offenen Charakter haben soll, aber gleichzeitig gewaltlos verläuft. Ein Hygiene- bzw. Corona-Konzept wurde erarbeitet und soll den gesundheitlichen Schutz aller Teilnehmenden sicherstellen. Wir freuen uns über jede*n, der die Reise nach Remagen am Samstag, 14.11 auf sich nimmt und ab 10:30 Uhr, in welcher Form auch immer, demonstriert.