Corona-Virus, Kapitalismus und Krise: Versuch einer Einordnung


Durch den Kapitalismus werden Probleme der Corona-Krise ungerecht verteilt, sozial schwache Menschen trifft sie am stärksten. Außerdem werden durch die Fokussierung auf Profit und Effizienz sowie den Erhalt der Wirtschaft Maßnahmen gegen das Virus erschwert. Im Vordergrund stehen nicht Gemeinwohl und Bedürfnisse des Einzelnen, sondern die Erhaltung des Kapitals. Die momentane Krise zeigt uns, dass wir nur wenn wir den Kapitalinteressen den Rücken kehren und in Zukunft mehr für solidarische Grundprinzipien einstehen, ein gutes Leben für alle erreichen können.

Mit den folgenden Thesen wollen wir Überblick über die Zusammenhänge des aktuellen Ausnahmezustandes, bedingt durch das Coronavirus, und kapitalistisch-neoliberaler Politik der letzten Jahre geben.


  1. Die Krise trifft die am stärksten, die am wenigsten haben:

    Weil Menschen an dem Virus erkranken oder als Schutzmaßnahme in Quarantäne müssen, stehen sie nicht mehr als Arbeitskräfte zur Verfügung. Es kann dementsprechend nicht mehr so viel produziert werden. Gleichzeitig sinkt aber auch die Nachfrage nach Konsumgütern. Wer gerade in Quarantäne ist und Sorgen um die Zukunft hat, wird sich vermutlich kein neues Auto kaufen. Die Betriebe müssen also die Produktion zurückfahren, Menschen werden entlassen. Dabei sind Menschen ohne feste Anstellung wie Leiharbeiter*innen, Kulturschaffende und Saisonarbeiter*innen als erstes betroffen.

  2. Logische Maßnahmen gegen das Corona-Virus sind nicht für alle möglich:

    Menschen können ihre Arbeit nicht einstellen und sich zuhause isolieren, da sie ihr Einkommen zum Überleben benötigen. Denn nur wer im Beruf genug Einkommen erzielt, kann ein gutes Leben ohne Sorgen führen.

  3. Durch Privatisierung und Zwang für wirtschaftliche Effizienz wurde an medizinischer Versorgung gespart:

    Chronische Unterbesetzung in der Pflege wegen schlechter Bezahlung und fehlendem Pflegeschlüssel, Schließung kleiner Krankenhäuser besonders in ländlichen Regionen wegen wirtschaftlicher Ineffizienz und die Finanzierung der Krankenhäuser nach einer Fallpauschale erschweren die Bekämpfung des Virus.

  4. Profitorientiertes Gesundheitssystem erschwerte die Vorbereitung auf Ausnahmesituationen:

    Mit der Fallpauschale erhalten die Krankenhäuser eine feste Pauschale pro behandeltem Menschen, welche oft jedoch nicht die tatsächlichen Kosten der Betreuung abdeckt. Es wird also eine möglichst hohe Fallzahl mit möglichst geringer Liegedauer angestrebt, die Kosten werden so gering wie möglich gehalten. Vorbereitungen auf Ausnahmesituationen wie dem Ausbruch von Epidemien oder Pandemien durch erweiterte Kapazitäten an Betten, Personal und Material an Schutzausrüstung hat dort schon gar keinen Platz mehr.

  5. Die meisten Erkrankungen der letzten Jahre wie Vogel- und Schweinegrippe, Ebola, Sars und auch Corona sind nach UN-Landwirtschaftsorganisation FAO vom Tier auf den Menschen übergesprungen:

    Der weltweit extreme Profitdruck ist Auslöser für auch hierzulande prekäre Bedingungen in der Tierhaltung. Selten entsorgte Exkremente und ständiger Austausch von Tieren zwischen Zucht- und Mastbetrieben sowie mangelnde veterinärmedizinische Betreuung bieten den perfekten Nährboden für Krankheiten. Die Viren springen schnell von Tier zu Tier und somit von Betrieb zu Betrieb wobei sie selten entdeckt werden.

  6. Ohne Umdenken werden immer wieder neue zoonotische Erkrankungen entstehen:

    Das System hält die Nachfrage an tierischen Produkten hoch, um den Profit zu maximieren. Unterstützt wird es dabei durch geringe staatliche Kontrolle, niedrige Bedingungen für die Nutztierhaltung sowie Verbraucher*innen, die ihr Verhalten nicht ändern.

  7. Verhalten wie Hamsterkäufe zeigen den verinnerlichten Egoismus im Kapitalismus:

    Im kapitalistischem System gilt Leistung und Profitmaximierung als Überlebensversicherung. Die Konkurrenz ist groß, jeder sorgt zuerst für seinen eigenen Bedarf. Bin ich Unternehmer*in, konkurriere ich gegen andere Unternehmen um das Überleben auf dem Markt. Bin ich Arbeiter*in, so bin ich Bäuer*in des Unternehmers auf dem Schachbrett des Marktes. Um nicht als Erster geopfert zu werden, konkurriere ich gegen andere Arbeiter*innen. Dieses Konkurrenzdenken breitet sich auf alle Lebensbereiche aus, Musik verliert ihren Selbstzweck und wird zum Geschäftsmodell und der menschliche Körper wird zur Werbetafel. Die Hauptsache ist und bleibt der eigene Vorteil, auch beim Kaufen von Klopapier.